POLLER MAIGELOOG

 

Reden des Reihmeisters Poller Maigeloog:

 

1. Begrüßung
 der Teilnehmer am Umzug von der Müllergasse über die Maifischgasse zum Rhein
Guten Morgen allerseits, insbesondere Herr Minister Uhlenberg und Frau Ministerin Lautenschläger, die ich stellvertretend für alle Teilnehmer und Ehrengäste begrüße – die offiziellen Begrüßungen erfolgen ja noch später.
Mein Name ist Hans Burgwinkel und ich bin Reihmeister – das ist der Chef – des Poller Maigeloogs. Das ist ein ehemaliger Junggesellenverein, der angeblich erstmals 1656 erwähnt wurde, wahrscheinlich aber bedeutend älter ist.
Wenn im Frühjahr die Tage heller und wärmer wurden, die Felder bestellt waren, die Kühe wieder ordentlich Milch gaben und nicht zuletzt der Maifisch in großen Schwärmen den Rhein hinaufzog, war auch das erste Geld verdient und man fand etwas Ruhe und auch die Gefühle wachten aus dem Winterschlaf auf. Es war Zeit zu feiern und zu heiraten…
Der erste ?– naja - gefangene Maifisch wurde vom Maigeloog dem Pächter des größten Hofes in Poll überbracht und das Feiern konnte beginnen. Der Hof gehörte zur Abtei Deutz, die auch die Fischrechte am Rhein innehatte.
Diese Tradition setzen wir heute noch in Poll im „Poller Maispill“ fort, wo Fischer in der Nacht zum 1. Mai Maifische – wir glauben alle ganz fest dran - fangen, die sie zum Festumzug und dann zum Maifest auf dem Marktplatz bringen. Das Poller Maispill war noch bis nach dem zweiten Weltkrieg eines der größten Feste im Rechtsrheinischen.
 
Wir beginnen hier und heute den Maibesatz an einer historischen Stelle. Auf der Kreuzung Müllergasse / Maifischgasse war früher die Poller Gerichtstätte und in den umliegenden Straßen das Zentrum des Poller Fischfangs, wie man heute noch an den alten Fischerhäusern erkennen kann, in denen heute sogar noch Nachfahren der Poller Fischerfamilien wohnen. Daher auch der Name „Maifischgasse“ durch die wir gleich zum Rhein gehen…
Nebenan die älteste Gaststätte Polls, die früher auch einmal Fischerhaus hieß und Ludwig Schlömer, ein Verwandter des heutigen Inhabers und auch über Ecken mit mir verwandt, war einer der letzten Fischer und der letzte Inhaber der Fischereirechte in Poll.
Im Umzug führen wir u.a. den Zacheies mit, der für alles Übel während der Poller Maifeierlichkeiten verantwortlich ist und nachher seiner gerechten Strafe zugeführt wird. Er wurde heute morgen vom Alt Poller Wirtshaus, einer ebenfalls historischen Gaststätte in der Nähe mit dem einzig erhaltenen Tanzsaal auf der 1. Etage, op dr Läuv“, abgehangen und von den Kinder der GGS Poller Hauptstr. hergetragen.
 
Ich bitte Sie nun ganz herzlich, sich in unseren Umzug einzureihen und uns zum Rhein zu folgen, wo das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz durch das weitere Programm führen wird …
 
2. Festrede / Maifischübergabe Rheinufer
 
Guten Morgen, begrüßt habe ich Sie ja bereits in Alt-Poll, als letzter der Festredner versuche ich, mich kurz zu fassen, denn die Maifische und die Kinder zappeln ungeduldig, aber es gibt soviel zu erzählen über diesen historischen Ort.
 
Auch ich als Reihmeister des Poller Maigeloogs und stellvertretend für alle Poller darf Sie, insbesondere Herrn Minister Uhlenberg, Frau Ministerin Lautenschläger, Herrn Dr. Verbücheln, Herr Bürgermeister Bartsch und all die vielen Ehrengäste – sogar aus Frankreich (bonjour, bienvenues a Poll), Hessen und … Düsseldorf sehr herzlich begrüßen. Was hier mit Düsseldorfer Hilfe geschaffen wurde, ist eine große Leistung nicht nur für uns eine große Ehre und unermessliche Freude. Köln hat das nicht geschafft…
 
Genau gegenüber hat Dr. Beeck, der rheinische Maifischpapst, bereits im Jahre 2004 im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die ersten Maifische im Bootshaus der Universität Köln gezüchtet…
Zudem stehen wir hier in der Mitte des Poller Fischfanggebietes, das sich von Westhoven bis Deutz erstreckte. Leider wurde es ab 1888 immer stärker eingeengt, bis es um 1938 aufgeben werden musste. Die Poller Fischergruppen, die Gezaue, fischten abwechselnd von Boot und Land mit einem großen Zugnetz das Gebiet ab –  im April1878 wurden sogar einmal in einem Zug 183 große Maifische gefangen…. 1876 auch ein Stör mit 435 Pfund, der dann neben der Gaststätte Poller Fischerhaus gegen Gebühr zu besichtigen war.
Etwas Rheinaufwärts gab es von1908 bis 1939 das neue Poller Fischerhaus mit über 1000 Außenplätzen, eigener Fährverbindung nach Köln bzw. Marienburg und gerühmt für seine rheinischen Fischspezialitäten, frisch aus dem Rhein. Hier fuhren bekannte Kölner, z.B. Wallraf und Oppenheim mit ihren Kutschen vor, um zu speisen: Salm, Hecht und im Mai natürlich auch den Maifisch, den es auch in den Kölner Brauhäusern gab. Poller Fischerfrauen waren in allen Stadtteilen bekannt mit ihrem Ruf „Fresche Maifesch“ – in diesem Sinne freue ich mich dass es auch jetzt wieder frischen Maifisch gibt – nicht zum Essen, sondern zur Belebung des Rheins ----- vielen, vielen Dank an alle…
und mit diesen Traditionsruf „Fresche Maifesch“ möchte ich jetzt nach 70 Jahren maifischloser Zeit am Poller Rheinufer den Ministern die jungen Maifische für den Besatz in den Rhein überreichen und hoffen, dass man in der Zukunft wieder an alte Traditionen anknüpfen kann, …“Fresche Maifesch“, liebe Minister und ab in de Ring !
 
3. „Zacheies-Ertränken“ Minister Uhlenberg/ Burgwinkel
 
Der Stellvertretende Reihmeister Andreas Breitfelder nimmt mit Andreas Hertel, dem Wirt des Alt Poller Wirtshauses und Albert Trockenbroch den Zacheies vom Maifisch-Transportwagen der Fa. Auto-Laukat. Das Maigeloog schließt sich mit den trauernden und heulenden Frauen, Andrea Breitfelder, Edelgard Wilbertz und  Elfriede Klein an und geht zum Wasser…
 
Minister Uhlenberg wird aufmerksam und fragt: „Was geht denn da unten vor ? Ich hab da so einen Verdacht …. ?“
 
Burgwinkel: „Herr Minister, wir werden jetzt den Zacheies in alter Tradition im Rhein versenken, der ist alles schuld und jetzt ist er dran, auch wenn die Weiber ihm nachtrauern…“
 
Minister: „Das geht so nicht, das wurde Ihnen doch vor 100 Jahren schon einmal verboten, weil der dann in den Netzen der Fischer landete…“
 
Burgwinkel: „Herr Minister, bitte, bitte,  …“
 
Das Maigeloog steht am Ufer und schwingt den Zacheies hin und her, um genügend Schwung für den Wurf in den Rhein zu haben.
 
Minister: „In den Rhein geht nicht, aber sie können ihn ja auch auf einem Privatgrundstück nicht zu tief vergraben, um ihn im nächsten Jahr wieder herauszuholen… Dann haben Sie ihn auch nächstes Jahr wieder !“
 
Burgwinkel: „ok, das ist ein Wort!  Danke: nach dem priesterlichen Segen im letzten Jahr haben wir nun einen ministeriellen Segen zu einem Nubbelbegränis…
Hallo Maigeloog, Ersäufen stoppen – alles abtreten - begraben vorbereiten
Vielen Dank an alle und hoffentlich auf ein Wiedersehen in ein paar Jahren… Wir machen gerne wieder mit….Auf Wiedersehen“
 
Das Maigeloog nimmt den Nubbel und packt ihn in einen alten Reisekoffer, damit er begraben werden kann.