POLLER MAIGELOOG

Zacheies-Ertränken

 

 

Alle Bilder von unserem Haus- und Hoffotografen Manfred Reifsteck (M.M.Foto-Team, Köln Deutz, 0221 88 31 17)

 

 

Zacheies im Fischerspiel 2019 überraschend wieder aufgetaucht!

 

Überraschenderweise fingen die Fischer des Poller Maigeloogs Boris Dahmen, Luca und Gustav Nostitz sowie Ben Gardiner neben "Maifischen" auch den im letzten Jahr verschwundenen Zacheies und präsentierten ihn beim "Fischerspiel" des Maiumzuges
 
 
Der Zacheies des Poller Maigeloogs hängt 2019 wieder in Poll; diesmal im Schenkspfad, – aus organisatorischen und Sicherheitsgründen nicht traditionell an einem Wirtshaus, in Poll am Alt Poller Wirtshaus, sondern am Privathaus des Reihmeisters Hans Burgwinkel.
Nachdem die historisch-traditionelle Symbolfigur des Feierns überraschend wie-der beim Fischerspiel auf der Salmstr. aufgetaucht war, wurde sie im Maiumzug zum Maifest auf dem Markplatz gebracht. Bis Ende des Poller Maispills am 06. Juni ist sie die Symbolfigur für die Feierlichkeiten. Das Maispill besteht in diesem Jahr aus Maibaumschlagen, Maiumzug, Fischerspiel, Maifest, Baumniederlegung sowie Maifischbesatz und endet am 06. Juni.

Die Strohpuppe ist wahrscheinlich germanischen Ursprungs und ein Symbol für Freuden und Feste. Über Dorffeste gelangte sie auf Kirmessen und Schützenfeste und später auch in den Karneval.

Am Ende des Maispills stellt sie einen Sündenbock dar, auf den alle Schuld, Fehlverhalten und alles Unangenehme geschoben werden kann. In der Bibel wurde ein Sündenbock in den Wald gejagt, in anderen Ländern wurde die Puppe verbrannt – oft auch als Reminiszenz an die „Verbrennung des Winters“.
Im Kölner Raum wurde der Zacheies – Nubbel ist eine eher moderne Bezeichnung seit dem 2. Weltkrieg – oft in den Rhein geworfen, bis dass sich die Fischer massiv über Strohpuppen in ihren Netzen beklagten. Daher wurde er dann später verbrannt oder vergraben.

2013 rettete während der Maifischbesatzfeier die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes mit massivem Körpereinsatz Zacheies zwar vor dem Ertränken, aber „irgendjemand“ – so Reihmeister Hans Burgwinkel, Vorsitzender des Maigeloogs – muss ihn dann doch in den Rhein geworfen haben.

Jedenfalls war 2014 die Überraschung beim Poller Fischerspiel groß, als die Poller Fischer Gustav Nostitz und Boris Dahmen den Zacheies in der Nacht zum 1. Mai wieder im Rhein am Haken gehabt haben wollten und ihn präsentierten. „Wahrscheinlich“, so Reihmeister Hans Burgwinkel, „war er bis Düsseldorf getrieben, dort hat er das kalte Grauen bekommen und ist wieder nach Poll an einem Schiff zurückgeschwommen“ – allerdings klatschnass und zerstört. Wahrscheinlich war er nach dem mysteriösen Ertränken unter eine Schiffsschraube geraten, mutmaßte Hans Burgwinkel. Als der Reihmeister den Zustand lauthals beklagte, überraschten ihn die im Zug mitmarschierenden Damen des Maigeloogs Kiki und Lore: Ein neuer Zacheies von Lore und Sylvia Barthels nach alten Vorbildern gebastelt und mit Stroh gefüllt. 2014 wurde der Zacheies von der Maibaumersteigerin Anne Porath während eines feierlichen Gelages entführt, aber 2015 zum Fischerspiel reuig zurückgegeben.

In Poll gab es bis vor wenigen Jahren noch im ehemaligen Gasthaus Schlömer die Tradition, wonach die Puppe nach Schützenfest feierlich vom Gasthaus abgenommen und auf eine Bahre gelegt wird. Dann formiert sich ein Trauerzug mit einem „Priester“, zwei Messdienern und der trauernden Witwe des Nubbels (so hieß er bei Schlömer) zum Verbrennungsort. Der Priester segnet mittels einer Toilettenbürste die Umstehenden mit Wasser aus einem mitgenommenen Eimer.
Auf dem Weg werden vom Priester die Sünden der vergangenen Tage litaneiartig vorgetragen und die Trauergemeinde antwortet stets mit demselben Refrain – im Sinne, dass der Zacheies alles schuld war.
Manchmal erfolgen auch regelrechte Gerichtsverfahren mit einem Ankläger gegen den Zacheies und Verteidiger(n) – bis schließlich die Witwe bzw. das Publikum von der Schuld des Zacheies überzeugt werden können und die Beseitigung des Zacheies fordern.
Nachdem der Zacheies verbrannt oder vergraben ist, geht es zum Leichenschmaus zurück in die Wirtshäuser bis gegen Mitternacht das Fest endet.
2011 nahm das Alt Poller Wirtshaus auch diese Tradition zu Karneval wieder auf…

Der Poller Lehrer und Chronist Peter Simons beschrieb diesen Brauch des Maigeloogs um 1913 noch so:
„Mittwochabend, legte man den Zachäus auf eine Bahre, bedeckte sie mit einem weißen Leichentuch und trug ihn unter wehmütigen Gesängen durchs Dorf und hinaus zur Lehmkuhl (heute Käulchensweg), wo die Kirmes „begraben“ werden sollte. ‚Da hielt der redegewandteste Reihbursche eine kurze Ansprache, ließ den Strohmann anzünden, und die ganze Gesellschaft tanzte um denselben herum und sang nach den Klagetönen der Musik‘:

Als Lazarus gestorben war, da weinte Susann, Katrin, Philippin
An der Wenkmöll geng der Wäg heröm
Do kom ´ne Kähl erus,
dä kratz die Pief us,

O Moder, die Fenke sen dut,
Se fresse net emol mie e Grömmelsche Brut
Hädde dä Fenke ze fresse je gegevve
dann wöre de Fenke am Levve geblevve.
O Moder usw.

 

 

 

Der Zacheies 2019

  

Ministerin verbietet "Zacheiesertränken"! trotzdem iss er fott..
 
 Der Zacheies, als Träger alles Negativem im Rahmen des Poller Maispills, musste "traditionell" 2019 zum Ende des Poller Maispills abgehangen (sonst hängt er traditionell an einer Gaststätte, z.B. dem Alt-Poller Wirtshaus) und "beseitigt" (ertränkt, verbrannt, begraben) werden. Trotz flehentlicher Bitten von Reihmeister Hans Burgwinkel verbot NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser aus Umweltgründen das geplante Ertränken im Rhein***. Trotzdem war er nach dem Anschlußtreffen im Restaurant "Rheinlust" (VKC, an der Südbrücke) verschwunden. Möglicherweise wurde er von einem der Teilnehmer u.a. aus Frankreich, England, den Niederlanden, Hessen, Rheinland-Pfalz gerettet und aus Mitleid mitgenommen .... (Fortsetzung beim nächsten Maifest 2020) - oder doch in den Rhein geworfen....

 

*** Bevor jemand negative Gedanken bekommt: das gehört zum Spiel, denn der Zacheies soll ja - hoffentlich! - im nächsten Jahr wieder auftauchen...

 

 

 Der Zacheies hängt "ersatzweise" am Schenkspfad 5 - davor das Umzugteam des Poller Maigeloogs: Reihmeister Hans Burgwinkel, Tanzbaumträger und Feldgendarm Francesco Rusello, Fahnenträgerin Mary Strathmann, Maijungfrau Laura Strathmann

 

 Kinder der GGS warten auf Abhängen des Zacheies - gleich fällt er herunter...

 

Kinder der GGS (Klassen 1/2 e und 3/4 b) heben Zacheies auf und tragen ihn stolz zum Rhein

 

 Für die Kinder ein großer Spass

 

Für die Kinder ein großer Spass mit Tanzbaumträger Francesco Rusello und Reihmeister Hans Burgwinkel

 

Posting für den Fotografen mit Reihmeister Hans Burgwinkel

 

Schulkinder der GGS Poller Hauptstr. tragen den Zacheies zum Rhein

 

 

Reihmeister Hans Burgwinkel mit Maijungfrau Laura Strathmann und Fahnenträgerin Mary Strathmann an der Spitze des Umzuges des Schulkinder von der GGS Poller Hauptstr. zum Rhein

 

lockere Zugordnung (eigentlich müsste der Reihmeister für Ordnung in der "Reihe" soregen!)

 

 auch Eltern marschieren mit

 

 

Helmut Brosius sichert Zufahrt zum Besatzort, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes hat sich dem Umzug angeschlossen

 

Reihmeister Hans Burgwinkel an der Spitze des Umzuges des Schulkinder von der GGS Poller Hauptstr. zum Rhein, rechts Elfi Scho-Antwerpes, erste Bürgermeisterin der Stadt Köln; links Laura Strathmann, Maijungfrau; dahinter Franco Russello, Feldgendarm und Träger des Tanzbaumes vor den Kindern der GGS Poller Hauptstr.

 

 

Das Team des Maigeloogs mit Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, Polizei-Bezirksbeamten Michael Kaiser und im Hintergrund, Lore Peulen rechts Frau Trummer, stv. Rektorin der GGS, Frau Prömpeler, Frau Uhle

 

 

NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (und Zacheies) bei der Festrede zum Maifsichbesatz 2019. Im Hintergrund v.l.: NN; Norbert Schmidt, CDU-Vorsitzender Poll, Jochen Ott, SPD-Mitglied des Landtags NRW, Florian Braun, CDU-Mitglied des Landtags NRW, Dr. Andreas Scharbert, Leiter Maifischprojekt Rheinischer Fischereiverband; NN; NN; Hans Burgwinkel, Reihmeister Poller Maigeloog; Johannes Nüsse, Präsident Fischereiverband NRW

 

  

 

Reihmeister Hans Burgwinkel "zoppt" den Zacheies mal kurz in den Rhein (ohne Rhein-Wasser kann er nicht leben) im Hintergund Gustav Nostitz, Poller Maigeloog und Rheinischer Fischerverband

 

Beim Aufräumen nach der Feier - insbesondere im Restaurant Rheinlust - wurde der gerettete Zacheies nicht mehr gefunden - wer ihn findet, melden.... Hoffentlich taucht er 2020 wieder auf...

 

 

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